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Integration geflüchteter Akademiker in Unternehmen im Landkreis Böblingen – Vorlesungsreihe der IHK Böblingen und ehrenamtlich engagierten Professoren der DHBW Stuttgart gestartet

Stuttgart, 2. Mai 2016 - "Türen öffnen, Perspektiven schaffen" lautet der Titel eines neuen Projekts der IHK-Bezirkskammer Böblingen und einer Gruppe ehrenamtlich engagierter Professoren der DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg), die in ihrer Freizeit Flüchtlinge mit einem in ihrem Heimatland begonnenen oder abgeschlossenen Ingenieurstudium bzw. vergleichbarer Qualifikation in kostenfreien Vorlesungen fit für die Integration in Unternehmen im Landkreis Böblingen machen wollen.

Das Projekt wurde vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels im Landkreis Böblingen entwickelt, der sich unter anderem in der schwierigen Suche nach Ingenieuren bemerkbar macht. Aber auch die besonders große Bereitschaft der Unternehmen im Landkreis Böblingen, sich beim Thema Integration von Flüchtlingen in die Wirtschaft einzubringen, war ausschlaggebend für die Projektidee, erklärt der Präsident der IHK-Bezirkskammer Böblingen, Andreas Hadler: "Unter den geflüchteten Menschen im Landkreis Böblingen sind auch zahlreiche Ingenieure, die einen Berufseinstieg im Landkreis suchen. Genau hier setzt unser Projekt an: Wir möchten das vorhandene Potenzial ermitteln und eine Brücke zu unseren Mitgliedsunternehmen, die auf der Suche nach guten Ingenieuren sind, bauen." Federführend seitens der Professoren der DHBW Stuttgart, die die Schulungsmaßnahme ehrenamtlich und in ihrer Freizeit gestalten und durchführen, ist Prof. Dr.-Ing. Harald Stuhler, Studiengangsleiter Fahrzeug-System-Engineering an der DHBW Stuttgart: "Wir möchten Flüchtlinge mit technisch-akademischem Hintergrund an das deutsche Hochschulsystem und den deutschen Arbeitsmarkt heranführen und gut vorbereiten."

An der ersten Vorlesung in den Räumen der DHBW Stuttgart nahmen geflüchtete Menschen mit Hochschulbildung aus Syrien, Eritrea und dem Iran teil. Der Bildungsstand ist zum Teil sehr unterschiedlich. Die ersten Vorlesungen dienen daher vor allen Dingen dazu, die Qualifikationen der Interessenten zu erfassen und die Vorlesungsinhalte entsprechend der Bildungsniveaus anzupassen. "Die Resonanz der Ingenieure und anderen Akademiker, die ihr Interesse am Projekt bekundet haben, freut uns sehr, denn damit haben wir nicht gerechnet", erklären Hadler und Stuhler und stellen fest: "Einige Teilnehmer scheinen auch schon nach relativ kurzem Aufenthalt in Deutschland ausreichende Deutschkenntnisse zu haben, um den Vorlesungen, die in deutscher Sprache abgehalten werden, auch folgen zu können." Unter den Vorlesungsteilnehmern sind Maschinenbauingenieure, IT-Fachleute, Mathematiker und Bauingenieure aus Syrien, ein Elektroingenieur aus Eritrea, Informatiker aus dem Iran und eine Dozentin für Maschinenbau von der Universität Damaskus. Die Teilnehmer haben ihren Wohnsitz u.a. in Renningen, Schönaich, Herrenberg, Aidlingen und Weissach und haben ihre Freude über das Angebot zum Ausdruck gemacht, das ihnen gegebenenfalls den Weg in die hiesige Wirtschaft ebnet. "Wir wollen diese Schulungsmaßnahme bewusst auch Interessenten aus anderen Gebieten möglich machen", ergänzt Prof. Dr.-Ing. Harald Stuhler. "Wer die mathematischen Grundvoraussetzungen mitbringt und sich für Maschinenbau interessiert, ist selbstverständlich herzlich willkommen."

Am Ende der ersten Vorlesungsreihe, Mitte August 2016, findet eine Prüfung statt, die die erzielten Ergebnisse bescheinigt. Inhalte, Umfang der Maßnahme und Übungen richten sich nach den DHBW-Modulen. Die Präsenzzeit bei den Vorlesungsstunden beträgt typischerweise 72 Stunden pro Modul, der Gesamtaufwand pro Modul beträgt 150 Stunden. Die Vorlesungen werden von verschiedenen Professoren gehalten, die diese Aufgabe alle ehrenamtlich wahrnehmen. Bei Bedarf (z.B. aufgrund von Sprachproblemen) wird die Anzahl der Präsenzstunden erhöht. Es werden drei verschiedene Module parallel gelehrt (Montag – Mittwoch), Donnerstag dient als Zusatztermin für Übungen und Sondervorlesungen. Weitere Projektbestandteile sind Betriebsbesuche in Unternehmen im Landkreis Böblingen, die begleitend im Vorlesungszeitraum stattfinden sollen. Außerdem soll jedem Schulungsteilnehmer ein Unternehmen als Pate zur Seite gestellt werden, das einen Praktikumsplatz anbietet, sofern die arbeitsrechtlichen Voraussetzungen gegeben sind.

"Unser Ziel ist es, mit diesem einzigartigen Projekt einen Beitrag dazu zu leisten, die Chancen von engagierten Flüchtlingen auf eine adäquate Arbeitsstelle deutlich zu verbessern", erklären Andreas Hadler und Stuhler und fügen hinzu: "Mit dem durch die Maßnahme erreichten Abschluss, kombiniert mit einem Betriebspraktikum, lassen sich für die Unternehmen im Landkreis Böblingen die vorhandenen Qualifikationen deutlich besser abschätzen."