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Highlights & News

Am Puls der Zeit - 50 Jahre Fakultät Sozialwesen

50 Jahre Sozialwesen: Geburtstagstorte

Volles Haus bei der Jubiläumsfeier der Fakultät Sozialwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart am 16. Juli 2025: Zahlreiche Gäste waren der Einladung gefolgt. Unter ihnen sind Wegbegleiter*innen, Studierende, Ehemalige und viele, die der DHBW und der Fakultät Sozialwesen verbunden sind.

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Studienfahrt Amsterdam

Studienrichtung Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Studienfahrt Amsterdam

09.07.2025-13.07.2025

Bericht von Studierenden verfasst.

Die Exkursion wurde organisiert von Prof. Dr. Kathrin Ripper und Prof. Dr. Nina Spröber-Kolb. Leider konnte Prof. Ripper verletzungsbedingt nicht an der Studienfahrt teilnehmen. Glücklicher- und dankenswerterweise sprang Frau Nurcan Gargi aus der Verwaltung ein und begleitete Prof. Spröber-Kolb.

Im folgenden werden die verschiedenen Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit, die wir besuchen konnten, beschrieben.

Streetwork Permens

Während unseres Aufenthalts in Amsterdam hatten wir die Gelegenheit, verschiedene Einrichtungen und Angebote der Sozialen Arbeit kennenzulernen. Besonders eindrucksvoll war das Streetwork von Shanti und Ilias. Der Fokus der Amsterdamer Streetwork liegt stark auf dem Beziehungsaufbau sowie dem direkten Kontakt mit Klient:innen im öffentlichen Raum. Dabei verzichten sie bewusst auf ein formelles Sicherheitssystem; stattdessen verlassen sie sich in Konfliktsituationen auf ihre persönliche Einschätzung und ihre Qualifikationen. Die Netzwerkarbeit nimmt einen zentralen Stellenwert ein – sie stehen in engem Kontakt zu anderen Institutionen und unterstützen Jugendliche aktiv dabei, sich mit diesen auseinanderzusetzen. Der Austausch mit Polizei und Kommune erfolgt regelmäßig, um individuell auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen zu können. Bei Bedarf wird auch der Kontakt zu Eltern gesucht, teilweise finden Hausbesuche statt, um einen besseren Einblick in das familiäre Umfeld zu bekommen. Jede(r) Sozialarbeitende betreut eigenverantwortlich einen bestimmten Stadtteil, wobei vorausgesetzt wird, dass die Person die Besonderheiten ihres Gebiets gut kennt, um Herausforderungen einordnen und einschätzen zu können. Der Arbeitsalltag ist stark auf Streetwork ausgerichtet; administrative Tätigkeiten treten in den Hintergrund. Der Aufbau tragfähiger Beziehungen zu den Jugendlichen kann sich über mehrere 

Monate erstrecken und erfordert eine hohe Geduld und Kontinuität. Die Klient:innen sind in der Regel zwischen 16 und 21 Jahre alt; in Ausnahmefällen kann die Begleitung bis zum 26. Lebensjahr andauern. Auch Geschwisterkinder werden bei Bedarf mit in die Begleitung einbezogen


De Regenboog Groep

Ein weiterer spannender Einblick wurde uns durch den Besuch der sogenannten „Regenbogengruppe“ im AMOC Süd Amsterdam ermöglicht. Diese Einrichtung richtet sich vor allem an wohnungslose EU-Bürger:innen. Frauen sind hier besonders vulnerabel, da frauenspezifische Angebote fehlen – ein Umstand, an dem jedoch aktiv gearbeitet wird. Viele der Betroffenen geraten durch plötzliche Arbeitslosigkeit und mangelnde Kenntnis über ihre Rechte in die Wohnungslosigkeit. Die Einrichtung entstand in den 1980er Jahren als Reaktion auf die damalige Heroin-Krise. Damals war ein Großteil der Klient:innen deutscher Herkunft, heute sind Klient:innen international. Ein zentrales Angebot ist der Drogenkonsumraum, in dem der Konsum überwacht wird und einmal im Monat Drug-Checking stattfindet. Besonders ist hier der runde Tisch, an dem gemeinsam konsumiert und gleichzeitig ein Austausch mit den Sozialarbeiterinnen stattfinden kann. Das multilinguale Team ermöglicht eine Beratung in der jeweiligen Muttersprache, was essenziell für die Verständigung mit den Klient:innen ist. Die Einrichtung bietet zusätzlich begrenzte Schlafplätze (insgesamt zehn reguläre und zehn bei Kälte), ein separates Zimmer für Frauen, Schließfächer sowie kostenlose Mahlzeiten. Die Übernachtung wird nachts von einer Person betreut. Außerdem haben die Klient:innen die Möglichkeit, durch kleine Tätigkeiten wie Kochen oder Sortieren der Kleiderkammer gegen einen Stundenlohn von sieben Euro aktiv zu sein. Es wird großen Wert auf den Austausch mit der Nachbarschaft gelegt, um Vorurteile abzubauen und freiwilliges Engagement zu fördern.


Ramblers Studios

Einen kreativen Zugang zur Sozialen Arbeit boten die Ramblers Studios. Hier werden künstlerische Interessen mit sozialarbeiterischer Unterstützung verbunden. Die Klient:innen sind sehr heterogen – viele sind wohnungslos, suchtkrank oder stammen aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Vor Ort arbeiten sowohl eine Sozialarbeiterin als auch eine Kunstbeauftragte, die kreative Prozesse begleiten und fördern. Allerdings gibt es Herausforderungen bei der Verbindlichkeit und Einhaltung von Terminen, für die bisher keine klare Lösungsstrategie gefunden wurde. Die Einrichtung bietet Platz für 48 Personen und hat weitere Standorte in New York und Berlin.

 

Psychiatrischen Krisendienst Spoedeisende Psychiatrie Amsterdam

Ein besonders sensibler Bereich wurde uns mit dem psychiatrischen Krisendienst „Spoedeisende Psychiatrie Amsterdam“ vorgestellt. Im Vergleich zu Deutschland gibt es hier eine deutlich kürzere Frist, innerhalb derer eine richterliche Entscheidung erfolgen muss, wenn Patient:innen gegen ihren Willen aufgenommen wurden. Ein Notknopf am Telefon dient als Alarmsystem in gefährlichen Situationen. Die Einrichtung kann nur über eine andere Instanz – etwa Hausärzt:innen, Hebammen oder den Rettungsdienst – in Anspruch genommen werden. Ihre Aufgabe besteht in der ersten Einschätzung der Patient:innen, dem Erstellen eines Berichts sowie der Formulierung einer differenzialdiagnostischen Einordnung.


Amsterdam Underground

Ein weiterer eindrücklicher Programmpunkt war die Citytour „Amsterdam Underground“, die von Glen – einem ehemaligen Konsumenten – geleitet wurde. Er erzählte sehr offen über seine Erfahrungen mit Drogen: Während er Heroin verkaufte, konsumierte er selbst Kokain und kam darüber schließlich mit dem Hilfesystem in Kontakt. In seiner Erzählung wurde deutlich, wie stark der Konsum mit sozialen Milieus verbunden ist – Heroin galt als „Droge für alle“, Kokain dagegen eher als Substanz der oberen Schichten.

 

Prostitution Information Centre (PIC)

Abschließend besuchten wir das Prostitution Information Centre (PIC). Dort wurde beschrieben, dass umfassende Sexualaufklärung bereits ab einem Alter von sechs bis sieben Jahren betrieben wird. Die Einrichtung legt großen Wert auf die Sicherheit von Sexarbeitenden – etwa durch Panikknöpfe in den Arbeitsräumen und durch die bauliche Anordnung der Schaufenster, die eine gute Sichtbarkeit und Nähe zu Kolleg:innen ermöglicht. Die Arbeit erfolgt weitgehend selbstständig, setzt aber gewisse Voraussetzungen voraus: Die Personen müssen mindestens 21 Jahre alt sein, werden zu möglichen Abhängigkeiten (etwa von Partner:innen) befragt und benötigen einen niederländischen Pass. Das Ziel des PIC ist es, Sexarbeit als gleichwertige Erwerbstätigkeit anzuerkennen – ohne moralische Verurteilung oder den Anspruch, die Personen „retten“ zu wollen.

Transformation durch Soziale Arbeit

Praxisorientierte partizipative Forschung der DHBW Stuttgart am Forschungstag in Mannheim

Am 03. Juli fand der DHBW Forschungstag in Mannheim unter dem Motto „Fit für Transformation“ statt. 

In einem gemeinsamen Panel „soziale Transformation“ ordneten die Referentinnen Profin. Barbara Schramkowski (DHBW Villingen-Schwenningen), Profin. Anja Teubert (DHBW Stuttgart), und Milena Buhl M.A. (DHBW Stuttgart) die Themen ökologische Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe, systemorientierte Fallanalysen im inklusiven Kinderschutz sowie sozialräumliches Denken und Handeln als Basis für Demokratisierungsprozesse in den größeren Zusammenhang sozialer Transformationen ein. Dabei machten sie eindrücklich sichtbar, wie eng Verteilungs-, Chancen- und Klimagerechtigkeit miteinander verwoben sind – insbesondere für vulnerable Gruppen. Mit einem kritischen Blick auf bestehende Systemlogiken plädierten sie dafür, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und neue, transformative Perspektiven einzunehmen. Wichtige handlungsleitende Prinzipien der Sozialen Arbeit, wie Empowerment und Vernetzung, wurden dabei als zentrale Hebel benannt, um Veränderungen anzustoßen und Gestaltungsspielräume zu nutzen. 

Wie Partizipation konkret gelingen kann, zeigte Milena Buhl im anschließenden Workshop gemeinsam mit Studierenden der DHBW Villingen-Schwenningen sowie Bürger:innen und Erfahrungsexpert:innen aus der Stadt St. Georgen im Schwarzwald. Im Rahmen des vom KVJS geförderten Projekts „Neue Bausteine – Sozialraumorientierung in der Eingliederungshilfe“ wurde eine inklusive Sozialraumbegehung in St. Georgen durchgeführt. Bürger*innen präsentierten auf dem Forschungstag die Ergebnisse und sprachen über ihre Erfahrungen. Perspektiven von Menschen mit Migrationsgeschichten, Behinderungen oder Menschen verschiedener Generationen wurden dadurch sicht- und erlebbar. Deutlich wurde, so die Erfahrungsexpert*innen, nicht nur die gewachsene Sensibilität für vielfältige Lebensrealitäten, sondern auch das entstandene Empowerment und die damit einhergehende Vernetzung und gestiegene Eigenaktivitäten der Bürger:innen.