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Sicherheit für die Patient*innen, Entlastung für das Personal

Seit April 2023 gibt es an der DHBW Stuttgart das Kontaktstudium Digital Health für beruflich Qualifizierte aus dem Gesundheitswesen. Jessica Hoffman, Pflegekraft im psychiatrischen Bereich, gehört zu den ersten Studierenden und gibt im Interview authentische Einblicke.

Liebe Frau Hoffmann, warum haben Sie sich für das Kontaktstudium Digital Health entschieden?

Die Digitalisierung hat bereits heute eine zentrale Rolle in der Gesellschaft, dies wird auch noch weiter zunehmen. Das Gesundheitswesen steht in der Pflicht, sich dieser zuzuwenden. Viele Bereiche sind bereits umgestellt oder stecken in der Umstellung, wie beispielsweise die Einführung der elektronischen Patientenkurve in Form von ORBIS oder SAP anstelle von handschriftlicher Dokumentation und einer allgemeinen "Zettelwirtschaft". Auch das Integrieren der Arzneimittelversorgung in einen digitalisierten Prozess findet zunehmend Anwendung. Bisher habe ich keine Praxiserfahrung damit, jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass die Erhöhung der Patientensicherheit, die Verbesserung der Qualität in der Pflege und die Entlastung des Personals wesentliche Ziele dahinter sind. Man sollte diesen Veränderungen definitiv eine Chance einräumen und nicht direkt in eine Abwehrhaltung übergehen.

Ich habe mich für dieses Kontaktstudium entschieden, da Einweisungsschulungen über den Umgang mit verschiedenen Programmen sinnvoll und hilfreich für die alltägliche praktische Anwendung sind. Für mich als Pflegekraft wollte ich jedoch noch mehr Einblicke und Informationen über vorhandene und zukünftige Digitalisierungsmöglichkeiten erhalten und auch den Austausch mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen finde ich sehr spannend, da viele in den unterschiedlichsten Bereichen und Krankenhäusern in Deutschland tätig sind. 

Aktuell befasse ich mich im Rahmen des Kontaktstudiums mit einer Präsentation, welche inhaltlich das Thema „Robotik in der Pflege“ umfasst. Auch ein sehr interessantes Thema wie ich finde. Dort erhält man unter anderem Einblicke, wie die Pflege durch den Einsatz von Robotern künftig entlastet werden könnte und was bisher wie angewendet wird. Ohne Hintergrundwissen empfand ich dieses Thema zunächst als erschreckend und beängstigend, wenn ich mir vorgestellt habe, vielleicht irgendwann eine Maschine als "Kollegen“ oder “Kollegin“ zu haben. Mehr Informationen und Recherche darüber änderten jedoch meinen Blickwinkel und lösten in mir eine Offenheit aus, welche zuvor nicht gegeben war.  

Wie sieht Ihr typischer Arbeits- und Studienalltag aus?

Ich arbeite seit 2010 als Gesundheits- und Krankenpflegerin im psychiatrischen Bereich und habe mich während meiner zweiten Elternzeit dazu entschieden, mich weiterzubilden, mir mehr Möglichkeiten in der Zukunft zu öffnen. Aufgrund dessen habe ich mich dann für ein duales Studium entschieden, welches im Oktober 2021 begann und durch meinen Arbeitgeber unterstützt und gefördert wird. Ich arbeite in Teilzeit und habe pro Semester eine bestimmte Anzahl an Freistellungstagen von meinem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt bekommen, was eine echte Erleichterung darstellt und es möglich macht, alles gut unter einen Hut zu bekommen. Ich persönlich finde, dass man sich der Belastung in Form von den Präsenztagen und dem eigenständigen Lernen bewusst sein sollte, sie jedoch durch Struktur, Organisation und die eigene Motivation durchaus meistern kann. Bereits im Voraus kennt man seine Präsenztage und erfährt frühzeitig, wann welche Arbeiten stattfinden. So kann man es sich auch auf der Arbeit entsprechend einplanen um nicht unter Zeitdruck zu geraten. An freien Vormittagen, wenn meine Kinder im Kindergarten und der Schule sind oder abends, wenn sie dann schlafen, widme ich dem recherchieren von Literatur, dem Lernen, den Präsentationen oder ähnlichem. Ich teile mir vorab bereits den Stoff so ein, dass ich einen Überblick darüber habe, wie viele Tage ich für etwas benötige, sodass ich an Arbeitstagen nicht noch zusätzlich lernen muss und auch genügend freie Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden und für meine Hobbys zur Verfügung habe. Somit ist mein Alltag sehr unterschiedlich gestaltet. Es gibt aufwendige Phasen, aber auch Wochen, in denen ich mehr durchatmen und entspannen kann. 

Welche Inhalte aus dem Studium konnten Sie bereits bei der Arbeit anwenden?

Die elektronische Patientenkurve, Pflegedokumentation, Patientenportale, Informationssicherheit und Datenschutz - das Krankenhauszukunftsgesetz, Standards für die Interoperabilität und Schnittstellen, Robotik in der Pflege, die Beschaffung, Implikationen für Kliniken und wissenschaftliches Arbeiten sind einige interessante Themen, wie ich finde. Aus diesen konnte ich sowohl theoretisch als auch für die Praxis bisher Anwendung finden, mir einen tieferen Einblick, ein besseres Verständnis und Erleichterung verschaffen.

Für wen ist das Kontaktstudium Digital Health Ihrer Ansicht nach geeignet?

Jede Person, die sich für das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen interessiert oder einer Tätigkeit nachgeht, die sich damit befasst, wird sicher einen Nutzen aus dem Kontaktstudiengang Digital Health ziehen können.

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Die Fragen stellte die Hochschulkommunikation.